von Grenzen, Grenzgängern und Co.

Wir haben die zweite fast komplett freie Ferienwoche in vollen Zügen genossen. Sozusagen grenzenlose Freiheit. Wir waren einen Tag in Zürich und haben etwas Kunst inhaliert…

Ansicht bei Nieselregen

Eric war begeistert – SO etwas hatte er noch nie gesehen.

Eric voll begeistert

Hat man daheim ein altes Haus, fasziniert einem das Moderne… und ohne viel Fachwissen, hat auch Eric erkannt, dass hier etwas qualitativ Hochwertiges steht. Die Verhältnisse von gross zu ganz, von gross zu klein, der Raster… haben umgehend ihren Niederschlag in Erics stiller Beschäftigung daheim gefunden.

Werk 1

Und am Tag danach gleich nachgedoppelt…

Werk 2

Mittlerweile ist Eric auch klar, weshalb auch Skizzen, erste Entwürfe von Bildern ausgestellt werden. Wir waren danach nämlich noch im Haus Konstruktiv und habe tolle Installationen und Bilder bewundert. Diejenige Künstlerin allerdings, die mich hierher gelotst hat, durfte leider nicht fotografiert werden. Marlow Moss, eine Zeitgenossin und Beinflusserin / beeinflusst von Piet Mondrian, eine Engländerin – womit der Bogen zur ersten Ferienwoche auch grad wieder geschlossen wäre.

Andrew Bick – ein mir unbekannter Engländer, *1963

Aber auch die Lichtinstallation, die erst daheim das Motiv offenbarte…

Witch on a broomstick

Die tönende Installation war und blieb uns fremd. Augenmenschen offenbar. Oder doch nicht?

Am Sonntagmittag dann die Nachricht vom Tod des wohl berühmtesten Schweizer Bergsteigers, Ueli Steck. Verunfallt bei einer Akklimationsationstour in der Region des Mount Everest, mit dem Ziel der Everest-Lhotse-Überschreitung, was einem weiteren Weltrekord gleichgekommen wäre.

Auch Steck war ein Künstler. Wie alle Künstler, ging er an Grenzen, forderte das letzte von sich, des verwendeten Materials und wohl auch des Schicksals. Wie bei allen Grenzgängern ist  der Grat zwischen Rekord, Gipfel, Erfolg und Misserfolg, Unfall, Tod extrem schmal. Und -um im Bergsteigerjargon zu bleiben- eisig. Und saugefährlich. Die NZZ widmet ihm einen hervorragenden Artikel, der etwas von dem aufzeigt, was Grenzgänger ausmacht.

Doch schon am Sonntagabend, im Hallenstadion, trafen wir auf den nächsten Grenzgänger. Joe Bonamassa. Meine Güte, von der ersten bis zur letzten Sekunde einfach volle Action. Wenig Ansage, wenig Blabla, dafür geniale Musik, sehr rockig und nicht ganz leise -ich fand’s grandios. Bonamassa hat fast 2.5h Vollgas gegeben – richtig ausgekotzt! alles gegeben, alles ausprobiert, Grenzen gesprengt… wer nicht versteht, was ich meine, bitte mal reinhören.

Ein weiterer Künstler, der Vollgas gibt für seine Leidenschaft, an Grenzen geht, die Grenzen dauernd ausweitet, manchmal darüber hinaus wächst und wohl auch ab und an dafür sorgen muss, dass er nicht aus der Kurve fliegt, wie so viele andere Künstler, die im Drogen-, Alkohol- oder Medikamentennebel verschwunden, die in ihrer Genialität den Bogen überspannt und das Material (hier eben nicht das Seil und der Eishaken, sondern die eigenen Gesundheit) überreizt haben. Auch hier oft ein schmaler Grat zwischen Genialität und Wahnsinn.

Die Woche hat viel Material zum Nachdenken gebracht. Kreative Künstlerseelen sind Grenzgänger. Und nur an der Grenze zum Wahnsinn entsteht Neues.

Über Tina

Staatlich unzertifizierte, altmodische und pädagogisch wenig wertvolle Kinder- und Hundebändigerin mit Hang zum Chaos. Und Liebe zum Mann, zum Chaos und zur Nähmaschine.
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