Elio Ray, Little Dragon from Firefighter

Elio und ich sind heute früh aufgestanden, denn wir hatten einiges vor…. sind sind an den Bewertungstag des Retriever Clubs nach Studen (Berner Seeland) gefahren.

Früher Start am morgen
Früher Start am Sonntagmorgen

Wir haben uns artig eingereiht und erst einmal eine gute Stunde auf die Richter gewartet, die in aller Seelenruhe mit der ersten Gruppe zurück kamen, dann die Ergebnisse besprachen und dann mit unserer Gruppe starteten.

Elio
Elio

Nach dem dritten Kaffee kam dann sogar die Sonne und meine Stimmung heiterte sich merklich auf. Ehrlich gesagt, hätte es mir auch eine Stunde länger im Bett gefallen…

Aber ok, man (frau übrigens auch) tut das ja freiwillig. Erst ging es also um die Lebensumstände (mitten in der Stadt, mit Hunden, einer Katze, mit Kinder und Garten, an Verkehr gewöhnt, ja doch) und die Prägungssituation (nein, ich war nicht im Welpenkurs, da lebt er noch nicht hier, doch, der wird/wurde erzogen, mindestens einmal wöchentlich sogar gearbeitet), nein, nicht krank, nicht verunfallt, nicht läufig, keine Medikamente, alles i.O.

Soweit so gut. Dann ging es in den Ring. Formwert. Judihui. Es war mir schon klar, dass unser Mägerlimucki mit seinen rund 25kg nicht ganz den Idealvorstellungen der Richterin entsprechen würde. Sie schüttelte laufend den Kopf, Elio sollte sich hinSTELLEN (wollte er natürlich nur beschränkt), wir liefen von links nach rechts, in der Diagonalen, sie schüttelte den Kopf, wir liefen von rechts nach links, Hund stand von links, von rechts… und „im Fell ist er grauenhaft“. Oh ja, er haart gerade massiv ab, sorry. Habe ihn gestern noch gebürstet, aber er hat noch Haare…

Kein weiterer Kommentar der Formwertrichterin, es konnte ja nur noch besser werden. Soziales Miteinander mit anderen Hunden, anderen Menschen kein Problem. Dann drehte Elio auf. Spielen mit einem Fellstück mit mir, mit der Richterin (einer anderen….) und Jupiijeeeh! DAS war genau nach Elios Gusto.

Doch es wurde noch besser. Es wurde geschossen und ein Dummy geworfen. Auf eine topfebene, frisch gemähte Wiese. Ok, auch das hat er geholt (!!!) und zurück gebracht (!!!) – keine Selbstverständlichkeit an diesem Anlass. Weiter ging es mit dem Hund, der mit mir um ein Feld gehen musste und darin ohne Befehl präparierte Dummys anzeigen sollte. Ohne Befehl. Hm… Elio fand es etwas eigenartig einfach so mit mir ums Feld zu zotteln. Ich ja auch. Ich ermunterte ihn los zu sausen, fand er komisch. Ich auch. Doch kurz vor knapp stach er, wie von der Tarantel gebissen ins Gras und tatataaah brachte mir ein Dummy. „Genial“ der Kommentar der Richterin.

Der Umweltparcours, also das Gehen ohne Leine vorbei an Zeitung lesenden Bänklihockern, an Motorsägen und flatternden Bändern, an klappernden Flaschen und Velos, Kinderwagen und Co. nun ja, als Stadtkind ist Elio diesbezüglich komplett abgehärtet.

Dann hiess es warten. Im Klartext: Goodie für Elio, Apfelkuchen für mich. Und dann Jupiijeeeh!

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Der geneigte Leser hat nun vermutlich zwei Fragen:

a.) weshalb tut man/frau sich so etwas freiwillig an? und b.) was heisst beim Formwert „bestanden mit Auflage“?

Zu a.). Ich habe meinen Elio nicht angekört, weil ich meine, er sei der Beste, Grösste oder Schönste. Das ist er -für mich- sowieso! Ich habe die Mühen der Papiersammlung (Augenattest, Hüftauswertung, OCD-Auswertung, Einlagerung von Blut in der Datenbank etc. etc.) und den finanziellen Aufwand nicht betrieben, weil ich Elio ums verwurgen zum Zuchtbullen machen will.

Vielmehr geht es mir um die Rasse. Es kann doch nicht sein, dass der Labrador-Nachwuchs in der Schweiz von gefühlten 3 verschiedenen Vätern abstammt. Die ewig gleiche Wahl von Deckrüden verengt die Zuchtbasis und das genetische Material massiv. Zeigt sich mit der Zeit (und ja,  es gibt durchaus Krankheiten, die sich erst mit den Jahren zeigen), dass einer dieser Rüden Krankheit X vererbt und hat er während dieser Zeit sagen wir mal 10 Würfe gezeugt, so haben wir mindestens 50 Hunde, die diese Prädisposition mit in die Wurfkiste gelegt bekommen haben. Ungefragt übrigens. Will der Rassenclub das?

Eine scheue Anmerkung zum „Labrador“ habe ich auch noch. Der Labrador (wie alle Retrieverarten übrigens) ist ein Jagdhund – sagt auch die Website des Rassenclubs. Werden aber Äpfel mit Birnen (sprich: Schönheitslinie mit Arbeitslinien) verglichen, ist es klar, dass man nie den idealen Apfel UND die ideale Birne haben kann. Es wäre wohl an der Zeit, ¨Äpfel“ und „Birnen“ separat zu beurteilen.

Zu Punkt b.) Leider finde ich auf der Seite des Rassenclubs (www.retriever.ch) kein gültiges Reglement zu diesem Thema. Voraussetzung für die Zuchtzulassung hier:  besagt nur

Bestandener Wesens- und Anlagetest
Die Mindestpunktzahl zum Bestehen des Wesens- und Anlagetest beträgt 77 von 99 Punkten. Hat ihre Retriever die nötigen 77 Punkte nicht erreicht oder wurde bei ihm ein Ausschlussgrund festgestellt (Ängstlichkeit, Aggressivität, Schussscheuheit, fehlender Beutetrieb), kann der Wesens- und Anlagetest einmal wiederholt werden. Die zweite Beurteilung muss innerhalb der dem Test folgenden 12 Monate von einem anderen Richter durchgeführt werden.

Der Wesenstest, wie er da beschrieben ist, wurde heute so nicht  durchgeführt. Man munkelt, es gelte ein neues Reglement. Bloss ist es nicht auf der Website des Retriever Clubs. Dazu sage ich jetzt sehr diplomatisch lieber gar nichts. Aus Erfahrung klug. Ich werde älter. Und weiser.

ABER… Elio und ich hatten einen tollen Tag, grandiose Blicke mit Nebel und blauem Himmel am frühen Morgen und viel Zeit auf der Fahrt über dies und jenes nachzudenken. Es reicht jetzt für heute mit den kritischen Anmerkungen, es lohnt den Aufwand schlicht nicht.

 

Über Tina

Staatlich unzertifizierte, altmodische und pädagogisch wenig wertvolle Kinder- und Hundebändigerin mit Hang zum Chaos. Und Liebe zum Mann, zum Chaos und zur Nähmaschine.
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