Alte Liebe rostet nicht…

…aber kostet! Kirchgemeindeversammlung Winterthur, 23.11.17. Antrag der Kirchenpflege an die Gemeinde (sinngemäss) „An der Liebestrasse können auch nach dem 1.1.18 Räume (ohne Catering) gemietet werden, sofern Dritte (gemeint hier die Stadt Winterthur und der Stadtverband) einen Beitrag von CHF 140’000.- beisteuern„.

Dies notabene, nachdem das selbe Gremium am 06.04.17 die Schliessung, respektive Stilllegung des defizitären Betriebes beschlossen hatte. Die tränendrüsendruckenden Voten aus dem Publikum (ich habe da auch schon einen Kongress organisiert! und „es ist meine erste Kirchengemeindeversammlung!“) unterstellen der Kirchenpflege latent Unfähigkeit („da braucht es Marketing!“) und gehen offensichtlich davon aus, dass dieser Entscheid leichtfertig und ohne genauere Betrachtung gefällt wurde.

Ein Votum aus dem Publikum stört sich an der zweiten Hälfte des Satzes… und es wird neu über den „kastrierten“ Antrag abgestimmt.

„An der Liebestrasse können auch nach dem 1.1.18 Räume (ohne Catering) gemietet werden“.

Und zu meiner grossen Enttäuschung wird der Antrag angenommen. Soweit so gut, damit muss ich leben können, ABER….

Der Finanzverwalter der Stadtkirche zeigt sein Budget auf. Er verweist mehrmals auf die Notwendigkeit eines ausgeglichenen Budgets, vielmehr müsse man sich dringend dahinter klemmen, die über die letzten zehn Jahre angehäuften Schulden von CHF 500’000.- (resultierend nicht aus dem ordentlichen Kirchenbetrieb, sondern eben aus dem stark defizitären Kongressbetrieb an der Liebestrasse) zurück zu zahlen. Eine hellrote Null sei bestenfalls rauszuholen…

Und siehe da, locker vom Hocker wird dem Budget von den Anwesende zugestimmt. Wo die CHF 140’000.- herkommen (die in keiner der vorgestellten Budgetvarianten auch nur ansatzweise eingeplant wurden) wissen die Götter.

Es bleibt die Frage offen, ob es wirklich der Betrieb eines Kongresszentrums in einer notabene wunderschönen, denkmalgeschützten Liegenschaft (lies: Unterhalt und Nutzung unterstehen speziellen Bedingungen, lies: teuer) ist, oder ob die Kirche vielleicht nicht doch andere Aufgaben hätte? Generalversammlung des Hauseigentümervereins in Ehren, auch die Pfadfinder dürfen einen tollen Veranstaltungsort haben, aber DAS ist nicht Aufgabe der Kirche, diesen für die Allgemeinheit zu stellen und schon gar nicht quer zu finanzieren.

 

Über Tina

Staatlich unzertifizierte, altmodische und pädagogisch wenig wertvolle Kinder- und Hundebändigerin mit Hang zum Chaos. Und Liebe zum Mann, zum Chaos und zur Nähmaschine.
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